Seelsorge auf Distanz – wie funktioniert das?
Drei Fragen an Christine Walter-Klix – Katholische Krankenhausseelsorgerin an den Hochtaunus-Kliniken Bad Homburg:
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihre Arbeit?
Die Krise hat großen Einfluss auf unsere Arbeit, rein äußerlich durch die Hygienemaßnahmen wie Mundschutz, Desinfektion, Abstandhalten. Wir kooperieren sowieso eng mit den Mitarbeitern, jetzt aber müssen wir uns ganz genau mit ihnen absprechen, zu welchen Patienten wir gehen. Derzeit können wir nur nach Ruf und Anforderung durch das Personal den Kontakt zum Patienten aufnehmen. Die Gottesdienste in unserer Kapelle müssen leider entfallen, aber wir gestalten den Raum nach wie vor durch Blumenschmuck. Wir legen jetzt, das haben wir auch im Haus beworben, Impulse, Gedanken, Gebete aus für den Tag oder die Woche. Die Kapelle wird auch vom Personal der Klinik als Ort zum „Luftholen“ und „Loslassen“ gerne genutzt.
Wie erleben Sie die Atmosphäre?
Alle sind in gespannter Aufmerksamkeit. Die Anspannung wird aber kompensiert durch die sehr gute und transparente Vorbereitung im Haus. Das ökumenische Seelsorgeteam ist im Rahmen der psychosozialen Notfallversorgung gut mit eingebunden. Unsere Aufgabe ist es auch, die Mitarbeiter zu stärken. Wir bieten dementsprechend auch ihnen Gespräche an. Für die Patienten ist es natürlich sehr schwer, dass sie nicht besucht werden können. Sie sind jetzt ganz mit sich alleine, auf sich selbst zurückgeworfen. Vermehrt rufen uns Angehörige an, die um Besuche bitten und darum, dass ihre Grüße ausgerichtet werden. Die Klinik rechnet damit, dass das noch stärker werden wird.
Seelsorge auf Distanz – wie funktioniert das?
Unsere seelsorgliche Arbeit besteht darin, präsent zu sein, rufbar und ansprechbar: Das leisten wir auch weiterhin. Im Haus und Seite an Seite mit den Mitarbeitern für die Patienten da sein, das ist das A und O. Es gibt für uns auch eine innere Vertrautheit mit der derzeitigen Situation. Das Ungewisse, die Frage, wie es weitergeht, was ich ändern muss, das erlebt der Einzelne in seiner schweren Krankheit. Wir sind hier in unserer Arbeit immer mit solchen existenziellen Fragen konfrontiert und gefordert zum Mitaushalten, Mitbangen, Mithoffen, Mitstärken und Mittrösten. Ich bin froh, jetzt hier sein zu können. Natürlich beachten wir alle Schutzmaßnahmen und halten die Regeln ein, aber ich habe ein Grundvertrauen, dass wir alle geführt werden. Letztlich haben wir es nicht in der Hand.
Wie geht es Erzieherinnen und Erziehern in der Notbetreuung? Mit welchen Gefühlen tritt ein Krankenhausseelsorger seinen Dienst an? Was macht ein Kirchenmusiker, wenn Chorproben und Gottesdienste ausfallen? Und wie organisieren Seelsorgerinnen und Seelsorger die Pastoral vor Ort? Das Bistum Limburg will mit einer neuen Reihe von Kurzinterviews einen Einblick in den Alltag von Menschen in Zeiten von Corona eröffnen. Alle Beiträge finden Sie auf unserer Themenseite: https://bistumlimburg.de/thema/drei-fragen/
Quelle/Text: Bistum Limburg