Das St. Josef Krankenhaus feiert seinen 110. Geburtstag!
Es ist Hessens kleinste Klinik, und sie begleitet viele Königsteiner schon ihr Leben lang. Wen wundert’s, dass die Bürger einen Löwenanteil daran haben, dass das Krankenhaus St. Josef am 15. Februar seinen 110. Geburtstag feiern kann. Es waren nämlich fast ausschließlich Königsteiner Handwerker, die das kleine feine Haus an der Woogtalstraße gebaut haben. Drei Jahre Bauzeit brauchte es, bis das Krankenhaus an jenem Februartag vor 110 Jahren eingeweiht werden konnte.
Helle luftige Räume boten Platz für 20 Betten sowie eine Kapelle. Es war der Nachfolgebau des bisherigen Hospitals an der Schulstraße, dem heutigen Burgweg. Das alte Haus platzte aus allen Nähten und war von der Ausstattung nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Deshalb hatte die katholische Kirchengemeinde, in deren Besitz sich das Krankenhaus seit 1892 befand, den Bau eines modernen Krankenhauses beschlossen.
Betrieben wurde das Krankenhaus seit Mitte des 19.Jahrhunderts von den „Dernbacher Schwestern“. Der Orden – der unter dem Namen „Arme Dienstmädge Jesu Christi“ 1845 im Westerwaldörtchen Dernbach von Katharina Kasper gegründet worden war – hatte sich der Armen- und Krankenpflege verschrieben.
Bereits damals hatten die Königsteiner ihren Beitrag geleistet – nicht nur durch die ausführenden Handwerkbetriebe, sondern auch in Gestalt eines Krankenhausfürsorgevereins, dem etwa 400 Damen angehörten, die von innerhalb kurzer Zeit 10. 000 Reichsmark für die Ausstattung des Hauses sammelten.
Nur zwei Jahre nach der Einweihung wurde das Hospital 1914 mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Lazarett. Nach dem Ende des Krieges litt die Bevölkerung unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Anfang der 30er Jahre wurde deshalb in St. Josef eine Volksküche für die hungernde Bevölkerung eingerichtet. Zur selben Zeit entstand dort eine Geburtsstation. Das hatte zur Folge, dass es wieder eng wurde – 1936 wurde das St. Josef erweitert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Königsteiner Krankenhaus bis 1946 zum vorübergehenden Domizil der zerbombten Frankfurter Kinderklinik.
Nach einem Brand Anfang der 60er Jahre, bei dem ein großer Teil des Gebäudes zerstört wurde, stand erneut ein Ausbau an: St. Josef wurde umgebaut und um eine weitere Etage erweitert.
Zugleich wurde es finanziell eng, so dass die Kirchengemeinde das Hospital 1965 an die „Dernbacher Schwestern“ übereignete, die das Krankenhaus bis 1990 betrieben. Die finanzielle Situation indes hatte sich nicht verbessert, weshalb der Orden das Königsteiner Krankenhaus 1990 schließen wollte.
Die Königsteiner wehrten sich allerdings gegen die Schließung, sammelten mehrere tausend Unterschriften und kämpften für „ihr“ Krankenhaus. Das Bürgerbegehren war erfolgreich: Die Stadt Königstein übernahm das Haus in Erbpacht. 1991 nahm die St. Josef-Krankenhaus-Betriebs-GmbH ihre Arbeit auf. In mehreren Bauabschnitten wurde das Gebäude bei laufendem Betrieb modernisiert und erhielt schließlich noch einen neuen OP-Trakt, um optimale Bedingungen für die operativ tätigen Belegärzte zu schaffen.
Unterstützt wurde die Modernisierung durch den ebenfalls 1991 gegründeten Förderverein, der bis heute Spendengelder von fast 2 Millionen Euro in die Ausstattung des Hauses investiert hat; diese Gelder wurden ausschließlich für nicht förderbare Projekte ausgegeben.
Durch Veränderungen in der Gesundheitspolitik Deutschlands im beginnenden 21. Jahrhundert wurden ambulante Eingriffe besser vergütet als stationär belegärztliche Leistungen. So nahm die Auslastung der operativen Betten ständig ab und gefährdete den Bestand der Klinik. Um die 45 Betten des Krankenhauses weiter zu erhalten, mussten neue Ressourcen gefunden werden.
Nach längeren Verhandlungen gelang es schließlich das Krankenhaus in den Verbund der Hochtaunuskliniken mit Standorten in Bad Homburg, Usingen und Königstein zu integrieren.
2016 übernahm der Hochtaunuskreis mit 51 Prozent als Mehrheitsgesellschafter die St. Josef-Krankenhaus-Betriebs-GmbH, die Stadt Königstein ist Juniorpartner mit 49 Prozent. Geschäftsführer des St.Josefs-Krankenhauses sind nun Dr. Julia Hefty, zugleich Geschäftsführerin der Hochtaunus-Kliniken gGmbH, sowie Eckard Steffin.
In dem Verbund wurde in der Königsteiner Klinik eine Abteilung für Altersmedizin (Geriatrie) eingerichtet. Dazu wurde im gleichen Jahr diese Station altersgerecht bei laufendem Betrieb umgebaut.
2019 musste der Operationsbereich geschlossen werden, da die Belegung hier weiter zurückging und notwendige Investitionen in den OP-Trakt sich so nicht rechneten. Die operativ tätigen Ärzte verlagerten ihre Eingriffe nach Bad Homburg und die Geriatrie übernahm nun das ganze Haus. Einige Betten werden noch mit Schmerzpatienten im konservativ-orthopädischen Bereich und für die innere Medizin bereitgehalten.
Seit 2021 ist nun auch ein ehemaliger Balkon im zweiten Stock als „Wintergarten“ fertiggestellt. Er wird als Therapieraum und Aufenthaltsbereich für die Patienten genutzt, mit einem freien Blick zur Königsteiner Burg. Zur Finanzierung haben der Förderverein und andere Spender beigetragen. Nach dem Ende der Corona-Pandemie soll er im Rahmen eines Tags der offenen Tür der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Nach dem Auszug der Dialyse im dritten Stock ist im St.-Josef-Krankenhaus wurde dort ein örtlicher Standort des Impfzentrums eingerichtet, das die Hochtaunus-Kliniken seit 1. Oktober 2021 betreiben. Angegliedert sind zwei mobile Impf-Teams.
„Die wechselvolle Chronik des St. Josef-Krankenhaus zeigt, dass es immer wieder den Gegebenheiten angepasst werden kann und der Bevölkerung von Königstein und Umgebung noch hoffentlich viele weitere Jahre zur Verfügung stehen wird“, wünscht Dr. Dieter Hausmann dem kleinen Krankenhaus zum Jubiläum. Der ehemalige Ärztliche Direktor des St. Josef-Krankenhauses ist seit 2006 im Ruhestand und kümmert sich seither um die historische Aufarbeitung dieses Teils der Königsteiner Heimatgeschichte.
Die Geschäftsführung, Dr. Julia Hefty und Eckard Steffin, schließt sich den Wünschen zum Geburtstag des traditionsreichen Hauses an: „Der Standort bietet optimale Bedingungen für geriatrische Patienten und ist sehr gut nachgefragt. Das Entwicklungstempo in Medizin und Wissenschaft ist rasant und stellt ständig neue Anforderungen an eine Klinik wie St. Josef. Wir bieten medizinische Versorgung auf Spitzen-Niveau und müssen daher ständig in Bewegung sein. Bei aller technischen Entwicklung, Digitalisierung und Fortschritt bleiben unsere Patienten und deren Bedürfnisse jedoch stets unser Fokus. So werden wir das St.-Josef-Krankenhaus in eine erfolgreiche Zukunft führen.“