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Sensible Kameras ersetzen den Filzstift

Krebspatienten, die sich in den Hochtaunus-Kliniken einer Strahlentherapie unterziehen, profitieren seit Anfang des Jahres 2021 von einem neuartigen Verfahren. Das Krankenhaus setzt als eine der wenigen Kliniken bundesweit auf die sogenannte markierungslose Bestrahlung. Das computergesteuerte Patientenüberwachungssystem der Firma VisionRT überwacht vor und während der gesamten Behandlungszeit die Körperoberfläche und registriert hochpräzise jede Bewegung und Veränderung der Bestrahlungsposition.

Dafür wurden die Hochtaunus-Kliniken nun von der Firma VisionRT, einem Hersteller von Echtzeit-Patientenüberwachungssystemen, mit dem „Markerless Award“ ausgezeichnet.

Doch was bedeutet das neue Verfahren konkret für den Patienten? „Bisher musste man die Stellen, die bestrahlt werden, mit dicken Filzstiften markieren. Um diese Markierungen für die Dauer der Bestrahlung – im Schnitt also für vier bis sechs Wochen – haltbar zu machen, wurden durchsichtige Pflaster darüber geklebt“, schildert Dr. med. Claudia Hartmann, Chefärztin der Strahlentherapie an den Hochtaunus-Kliniken.

Für die Patienten war mit dies erheblichen Einschränkungen verbunden: „Sie mussten beim Duschen oder Waschen aufpassen, dass sich die Pflaster nicht lösen. Sport oder andere körperliche Aktivitäten waren kaum möglich. Außerdem kam es bei nicht wenigen Patienten zu allergischen Hautreaktionen“, ergänzt Dr. Hartmann. Ein ganz wichtiger Aspekt sei der psychologische Faktor. Vor allem Brustkrebspatientinnen fühlten sich durch die auffälligen Markierungen oft stigmatisiert.

„Das Körpergefühl und das Selbstbewusstsein der betroffenen Frauen leiden immens. Der eigene Körper wird durch die Erkrankung und die Narben einer vorangegangenen Brust-Operation ohnehin als unattraktiv empfunden. Die deutlich sichtbaren Markierungen verstärken dieses Gefühl und erinnern die Patientinnen permanent an ihre Erkrankung.“

Statt Filzstiften übernimmt nun das Patientenüberwachungssystem der Firma VisionRT die optische Eingrenzung der zu bestrahlenden Körperstelle. Voraussetzung für eine präzise und schonende Bestrahlung des Tumors ist eine immer gleichbleibende Lagerung des Körpers. Dies wird bei der Planungs-CT festgelegt, die am Anfang der Strahlentherapie steht. Der Patient nimmt auf der Liege Platz, über der drei stereoskopische Kamerasysteme schweben.

Diese erfassen mit zehntausenden von Lichtpunkten die optimale Position des Patienten. Diese Daten werden gespeichert und ermöglichen anschließend die Überwachung der optimalen Lage während sämtlicher Bestrahlungssitzungen. „Das System erkennt Bewegungen mit einer Genauigkeit im Submillimeterbereich. Bei dieser oberflächengeführten Strahlentherapie (SGRT) wird die Bestrahlung nur aktiviert, wenn der Patient korrekt positioniert ist“, erklärt Stefanie Eskandar. „20 000 Punkte aus reinem Licht zeigen die genaue Bestrahlungsfläche an – somit ist der Patient seine eigene Markierung“, fügt die Medizinisch Technische Radiologieassistentin (MTRA) an.

Mithilfe dieses Verfahrens können Patienten schneller und genauer in die Bestrahlungsposition gebracht werden. Jede noch so winzige Bewegung wird registriert und die Bestrahlung sofort unterbrochen, falls sich die Position verändert. Das System reagiert beim kleinsten Räuspern oder Zittern. Auch zusätzliche Röntgenaufnahmen zur Lagerungskontrolle werden auf diese Weise seltener notwendig.

„Die Abteilung hat das System sehr schnell angenommen und bereits kurz nach der Inbetriebnahme markierungsfrei behandelt. Das heißt, die Patientinnen und Patienten kommen ohne Einzeichnungen aus, die sie pflegen und erhalten müssten. Gleichzeitig wird der gesamte Bestrahlungsablauf schneller, aber auch sicherer und präziser, also ein echtes Win-Win-Szenario für die Patienten und das Personal“, fasst Diplom-Physiker Christopher Rausch, Clinical Application Specialist bei VisionRT, zusammen.

„Wir behandeln hier pro Jahr 860 onkologische Patienten“, schildert Dr. Claudia Hartmann, sich für die Anschaffung des neuen Systems eingesetzt hat. Nicht nur Menschen, die an Krebs erkrankt sind, werden bestrahlt, sondern auch Patienten, die an degenerativen Erkrankungen wie beispielsweise Fersensporn leiden. Insgesamt werden jährlich 1500 Frauen und Männer in der Strahlentherapie der Hochtaunus-Kliniken behandelt, die nun von der neuen Technik profitieren, die seit Anfang Januar 2021 im Einsatz ist.

„Mit der markerlosen Strahlentherapie können wir unseren Patientinnen und Patienten durch die Kombination hochmoderner Technik und Echtzeit-Patientenüberwachung bestmögliche Behandlungsmöglichkeiten und ein Plus an Lebensqualität bieten“, sagt Klinikgeschäftsführerin Dr. Julia Hefty über das neue Verfahren, mit dem die Hochtaunus-Kliniken ein Alleinstellungsmerkmal in der Region verbuchen können.


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